Vereinschronik
Geburtsstätte des heutigen Fanfarenzuges war die Freiwillige Feuerwehr Herxheim. Im Jahre 1956 hatten junge Feuerwehrleute die Idee, einen Spielmannszug zu gründen. In dieser Zeit war es nicht gerade einfach, quasi aus dem Nichts einen Musikverein auf die Beine zu stellen. Doch durch aufopferndes Engagement und Einsatz wurden alle Probleme gemeistert. So wurden zu Anfang die Instrumente dadurch finanziert, dass jedes Mitglied dem Verein ein zinsloses Darlehen zur Verfügung stellte. Die Proben wurden freitags im Gasthaus "Zum Goldenen Ochsen" abgehalten.
Vorsitzender des jungen Vereins war Max Eichenlaub, der damalige Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr. Die Geschäftsführung wurde von Willi Müller übernommen. Immer mehr junge Leute, die Interesse an der Musik fanden, schlossen sich der Gruppe an, sodass man bald noch weitere Instrumente wie Querpfeifen, Lyra und Tellertrommeln anschaffte. Nachdem die musikalische Ausbildung anfangs noch von auswärtigen Musikleitern übernommen worden war, fand man bald in Werner Blesinger einen Mann, der den Verein in den folgenden Jahren sowohl durch Können als auch durch persönliches Engagement weiter bringen sollte.
Nach mehreren kleinen Ausmärschen stand 1957 mit dem Landauer Blumenkorso der erste offizielle Auftritt bevor, bei dem man einen sehr guten Eindruck hinterließ. Es folgten Einladungen für viele weitere Auftritte, darunter auch für den Rosenmontagsumzug des Mainzer Carneval-Vereins. Da alle Spielleute aus den Reihen der Feuerwehr kamen, trug man eine Feuerwehruniform. Im Rahmen des 90-jährigen Jubiläums der Herxheimer Feuerwehr wurde 1958 das erste größere Musikfest veranstaltet. Neben Wertungsspielen für Spielmanns- und Fanfarenzüge fand auch ein Festzug mit rund 45 teilnehmenden Gruppen statt.
Unter der Führung von Willi Müller und mit dem Ziel, auch an historischen Festen teilnehmen zu können, entschloss man sich im Jahre 1960, eine neue Uniform anzuschaffen. Landsknechts-Trachten in den Herxheimer Ortsfarben blau und weiß prägten fortan das Bild des Landsknechtsspielmannszuges, das durch eine eigene Standarte komplettiert wurde. Nach der Standartenweihe 1961 fand aber auch musikalisch ein Umbruch statt, als man die Instrumentierung auf Fanfaren und Landsknechtstrommeln umstellte.
Im gleichen Jahr erhielt man auch prompt eine Einladung zum Internationalen Trachtenumzug des Münchner Oktoberfests. Vor Tausenden von Zuschauern wurde dieser Auftritt zu einem großen Erfolg für die Herxheimer Spielleute. 1962 wurde das Probenlokal abgerissen, doch in einem Saal des alten Schulhauses (dem heutigen Herxheimer Rathaus) fand man schnell Ersatz. Dieser Raum wurde mit Tischen und Stühlen sowie Schränken für die Uniformen und die Standarte ausgestattet und diente über 10 Jahre als Kameradschaftsheim.
1966 feierte man das 10-jährige Bestehen, unter anderem mit Wertungsspielen und einem Festzug mit 40 Gruppen aus dem In- und Ausland. Zum zweiten Mal erhielt man eine Einladung zum Münchner Oktoberfest. Im Jahre 1968 bekam der Verein neue Uniformen aus blau-weißem Samt und mit braunen Lederstiefeln. Diese außergewöhnliche Tracht fand sowohl bei den Musikern als auch von Seiten der Zuschauer große Bewunderung.
Beim 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr richtete der Fanfarenzug ein internationales Musikfest - unter anderem mit Gästen aus Frankreich, Österreich und der Schweiz - aus. Bei diesem Fest konnten die Kontakte zu Musikgruppen aus der Schweiz, die schon 1966 ihren Ursprung hatten, gefestigt werden, aus denen in den kommenden Jahren eine tiefe Freundschaft wachsen sollte. Es folgten mehrere Gegenbesuche in Steinen und Weggis, die für jeden Teilnehmer unvergessliche Erinnerungen darstellen. Diese Fahrten wurden in erster Linie von Willi Müller in die Wege geleitet und von Horst Flick durchgeführt, der dessen Amt als 1. Vorsitzender im Jahre 1969 übernahm. 1973 bezog der Fanfarenzug einen Raum im neu erbauten Feuerwehr-Gerätehaus, in dem fortan auch die Proben abgehalten wurden.
Seit 1972 leitete Hermann Schlick die Geschicke des Vereins. Unter seinem Vorsitz erhielt man erneut eine Einladung zum Münchner Oktoberfest. Aus gesundheitlichen Gründen musste er jedoch sein Amt 1979 zur Verfügung stellen. Sein Nachfolger bis zu den Neuwahlen 1980 wurde Manfred Seither, unter dessen Regie man nochmals am Oktoberfest teilnahm. Außerdem fasste man im Vorstand den Beschluss, dem Verband Südwestdeutscher Fanfarenzüge beizutreten.
Im März 1980 wurde Rudi Hetzler zum ersten Vorsitzenden gewählt. Unter seiner Leitung wurde die Satzung des Fanfarenzugs erstellt, auf deren Basis 1981 die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte. Im Jahre 1981 konnte der Fanfarenzug nunmehr auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlass veranstaltete man ein großes Jubiläumsfest, u.a. mit Gästen aus England, Frankreich und der Schweiz. Der in diesem Rahmen veranstaltete Festzug war mit über 60 Musikgruppen der größte Umzug, den Herxheim je gesehen hatte.
1982 übergab der Stabführer Werner Blesinger, der den Verein über ein Viertel Jahrhundert musikalisch geprägt hatte, sein Amt an seinen langjährigen Stellvertreter Manfred Seither. Mit dem Besuch beim "Corps of Drums" in der englischen Partnergemeinde Ilfracombe trat man in diesem Jahr eine der größten Reisen in der Vereinsgeschichte an.
In den kommenden Jahren folgten noch eine Menge weitere Auftritte im Ausland, bespielsweise Rouen, Beauvais, Saverne, Obernai und Vinay in Frankreich, Gent (Belgien), Krumpendorf (Österreich) und dem wunderschönen Locarno am Lago Maggiore in der italienischen Schweiz. Aber auch im Inland standen besondere Auftritte an. Bei der vorerst letzten Fahrt zum Oktoberfest nach München spielte der Fanfarenzug beim Bundesligaspiel FC Bayern München gegen SV Waldhof Mannheim im Olympiastadion.
In der langen und erfolgreichen Tradition der Musikfeste des Fanfarenzugs fanden 1986 die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen statt. Auch hier waren wieder viele Fanfarenzüge und Musikgruppen aus Nah und Fern zu Gast, die das Festwochenende zu einem einzigartigen Ereignis in der Vereinsgeschichte werden ließen.
Im Jahre 1992 - zehn Jahre nach der ersten Englandfahrt - ging es noch einmal nach Ilfracombe, wo die Mitglieder des Fanfarenzugs wie zuvor sehr herzlich aufgenommen wurden. In Herxheim bemühte sich Rudi Hetzler mit seiner Vorstandschaft aufgrund von Platzmangel im Feuerwehrgerätehaus um eine geeignete Alternative für die Proben. Hier bot sich das leerstehende Gebäude der alten Milchzentrale gegenüber des Feuerwehrhauses an. So wurde ein entsprechender Antrag an die Gemeinde gestellt, die diesen Vorschlag unterstützte. In über 850 Arbeitsstunden Eigenleistung wurde der Innenausbau des neuen Vereinsheims, in dem auch eine Rettungswache des DRK untergebracht ist, von den Mitgliedern des Fanfarenzuges übernommen. Eröffnung des Gebäudes war im Herbst 1992.
Trotz der großen Erfolge und dem Engagement auf dem Gebiet der historischen Fanfarenmusik blieb der Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Herxheim seinen Wurzeln, der Feuerwehr, immer treu. Dies zeigt sich auch in der Anschaffung einer zusätzlichen Feuerwehruniform 1988 und dem Beitritt zum Landesfeuerwehrverband. Diesem Schritt kam in musikalischer Hinsicht entgegen, dass schon seit einiger Zeit auch Es-Trompeten mit Ventilen, Konzerthörner und Paradetrommeln besetzt sind. Mit einem entsprechend umfangreichen und vielfältigen Repertoire ist der Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr ein sehr vielseitiger Verein, was unter anderem bei dem im Herbst 2000 veranstalteten Konzert in der Festhalle unter Beweis gestellt wurde.
Nach 15 Jahren als 1. Vorsitzender übergab Rudi Hetzler die Führung des mittlerweile überaus erfolgreichen Fanfarenzugs 1995 an Christian Marz. Höhepunkt in dessen Zeit als Vorsitzender war mit Sicherheit die 1225-Jahr-Feier Herxheims im Jahre 1998. Bei dieser Großveranstaltung hat der Fanfarenzug einen eigenen Festhof, die "Landsknechtsschänke" betrieben. Der Innenhof und die alte Scheune, die in unzähligen Arbeitsstunden von den Vereinsmitgliedern renoviert wurden, fanden bei allen Besuchern große Anerkennung und Bewunderung. Noch heute wird die Landsknechtsschänke für Vereinsveranstaltungen, wie zum Beispiel den Getränkestand am Faschingsumzug, genutzt.
1998 übernahm der musikalische Leiter und Zugführer Manfred Seither das Steuer als 1. Vorsitzender. Unter seinem Vorsitz erhielt der Fanfarenzug 1999 neue Fahnen. Im Jahre 2001 wurde die samtene Landsknechtsuniform durch eine strapazierfähigere Tracht - ebenfalls in den Farben blau und weiß - abgelöst.
Ein wichtiger Punkt in der Vereinsgeschichte waren die Feierlichkeiten zum 45-jährigen Bestehen im September 2001. Im Rahmen dieses Fests war der Fanfarenzug auch Ausrichter des 44. Südwestdeutschen Fanfarenzugtreffens des Verbands Südwestdeutscher Fanfarenzüge, bei dem fast 1.000 aktive Musiker mitgewirkt haben. Abschluss des Festwochenendes war der Große Zapfenstreich, den der Herxheimer Fanfarenzug zusammen mit drei weiteren Feuerwehr-Musikzügen aufführte.
Im Frühjahr 2005 stand ein weiterer Generationswechsel in der Vorstandschaft an. Thomas Hübenthal übernahm die Geschäfte des Vereins, die musikalischer Leitung ging an Thomas Kochenburger, das Amt als Stabführer an Hubert Müller. Diese junge Vorstandschaft hatte nun die Aufgabe, den Fanfarenzug auf sein 50-jähriges Bestehen vorzubereiten. Dieses wurde nach dem Festbankett mit Ehrungen in der Villa Wieser vom 08. - 10. September 2006 gefeiert. Hierzu kamen über 40 Vereine (vom Münsterland bis zum Bodensee/Österreich) nach Herxheim. Einer der vielen Glanzpunkte war der große Festumzug sonntags, verbunden mit dem Sektionstreffen West des Verbandes Südwestdeutscher Fanfarenzüge.
Besonders herauszuheben sind auch viele unserer ehemaligen Aktiven, die es sich nicht haben nehmen lassen, nach über 15 Jahren noch einmal Trommeln, Fanfaren und Fahnen in die Hand zu nehmen, einen eigens komponierten Marsch einzustudieren und dann mehrere Auftritte an unserem Fest mit Bravour zu meistern. Den glanzvollen musikalischen Abschluss des Festes bildete die Big Band der U.S. Air Force, die man Dank des persönlichen Einsatzes von Thomas und Karin Hübenthal engagieren konnte.
Im Jahre 2008 wurde Sven Müller zum 1. Vorsitzenden gewählt. Höhepunkte seitdem sind Auftritte in Frankreich und Belgien sowie die Teilnahme am Rosenmontagsumzug in Mainz. Überall tritt der Fanfarenzug als glänzender Repräsentant seiner Heimatgemeinde auf und ist durch die gute Kameradschaft auch bestens gerüstet, seine Geschichte in der Zukunft fortzuführen.